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Kriminalität: Geköpfter Räuber Schinderhannes – Polizei übergibt Fallbeil

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Vor mehr als 200 Jahren wurde der Räuber Schinderhannes geköpft. Die Fallbeilschneide von damals wird bald in einem Museum zu sehen sein. Was hat ein Kriminaldirektor damit zu tun – und ist sie echt?

Er war ein Dieb und Mörder und doch ranken sich um das Leben des Schinderhannes noch heute wilde Legenden. 1803 wurde dem Räuberhauptmann ein jähes Ende gesetzt: In Mainz wurde er gemeinsam mit 19 seiner Mittäter hingerichtet. Das Fallbeil, das damals höchstwahrscheinlich den Schinderhannes köpfte, wird künftig im Hunsrück-Museum in Simmern zu sehen sein. Am Mittwochabend wird es übergeben. Und das dank eines ehemaligen Kriminaldirektors, der sich auf Spurensuche begeben hat. 

Mit seinem Tod erlangte der Schinderhannes, der mit bürgerlichem Namen Johannes Bückler hieß, den Status einer Räuberlegende. Die Stadt Simmern etwa bezeichnet ihn als einen “der bekanntesten Räuber Deutschlands”. “Der Name Schinderhannes verweist auf die Tätigkeit des jungen Bückler, der bei zwei Abdeckern, die mancherorts auch Schinder genannt werden, als Lehrjunge gearbeitet und dort den Rufnamen erhalten hatte”, schreibt seine Geburtsstadt Miehlen auf ihrer Webseite. Demnach beging er mindestens 211 Straftaten – etwa Diebstähle, Erpressungen und Raubüberfälle, aber auch Raubmord und Mord. Mit 19 weiteren Menschen wurde er im November 1803 in Mainz geköpft. 

Echt oder nicht?

Mehr als 200 Jahre später: Zur Lehrmittelsammlung der Hochschule der Polizei gehört seit vielen Jahren eine Fallbeilschneide. Man geht davon aus, dass es sich bei der rund 70 Zentimeter großen Schneide um die originale Schinderhannes-Schneide handelt – also um das Fallbeil, mit dem der Räuber 1803 geköpft wurde. Doch als sie als Dauerleihgabe an das Hunsrück-Museum in Simmern gehen soll, stellt sich die Frage: Ist die Fallbeilschneide wirklich echt?

Stephano Borrero Wolff, Kriminaldirektor a.D. an der Hochschule der Polizei Rheinland-Pfalz, begibt sich auf Spurensuche. Er wertet alte Berichte aus, wühlt sich durch alte Akten und Aufzeichnungen. Er vergleicht das Gewicht der Schneide mit überlieferten Angaben, forscht dem Weg des Fallbeils durch Rheinland-Pfalz und Hessen nach. Es dauert eineinhalb Jahre. Doch nun ist sich Borrero Wolff sicher: “Es ist mit ganz großer Wahrscheinlichkeit echt.” 

Doch wie kam sie in den Besitz der Hochschule der Polizei? Seinen Nachforschungen zufolge wurde die Klinge eigens für die Hinrichtung des Schinderhannes angefertigt. Sie sei danach nie mehr im Einsatz gewesen, sagt Borrero Wolff. Nach der Hinrichtung soll sie in den Räumen der Großherzoglich Hessischen Staatsanwaltschaft im Dalberger Hof in Mainz ausgestellt gewesen sein – und hier war später auch die Polizei zu Hause. “Als die Justiz ausgezogen ist, ist die Klinge da geblieben”, sagt er.

Bis in die 1980er Jahre war der Ort demnach Sitz des Polizeipräsidiums Mainz. Dort war die Schneide im Kriminalmuseum ausgestellt. Nach dem Umzug des Präsidiums wurde sie an die Landespolizeischule übergeben und Teil der dortigen Lehrmittelsammlung. 

Aus der Waffenkammer ins Museum

An der Hochschule der Polizei wartete die Fallbeilschneide in der Waffenkammer bis zur Übergabe an das Hunsrück-Museum. Dort soll sie künftig als Dauerleihgabe zu sehen sein. 

“Beim Schinderhannes gibt es natürlich eine große Diskrepanz zwischen dem Mythos und der Realität”, sagt Museumsleiterin Kristina Müller-Bongard. “Der Mythos des Schinderhannes und seiner Kumpanen hat schon kurz nach seiner Hinrichtung stattgefunden.” Schon damals sei er als Räuberhauptmann glorifiziert worden. Aber: “Er ist ein verurteilter Straftäter. Er ist ein Mörder, er ist ein Räuber”, sagt die Leiterin. “Dann ist für uns Historikerinnen und Historiker die Frage, wie gehen wir damit um. Es soll keine Glorifizierung geben.”

Zum Museum gehört auch der Schinderhannes-Turm, aus dem er früher ausgebrochen ist, wie Müller-Bongard erklärt. Da werde die Geschichte des Räubers aufgearbeitet und wiedergegeben. Die Schneide wird zunächst aber nicht im Turm, sondern im Hunsrück-Museum direkt zu sehen sein.

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