Jahrelang wurde Kindern an dem einst renommierten Internat sexuelle Gewalt angetan. Nun erinnert ein Mahnmal an sie.
Auf dem Gelände der früheren Odenwaldschule in Heppenheim ist ein Mahnmal für Opfer sexueller Gewalt offiziell der Öffentlichkeit vorgestellt worden. “Wir können niemandem das Leid nehmen, das er oder sie hier hat erleben müssen. Umso wichtiger ist es, einen öffentlichen Ort der Erinnerung, des Gedenkens und der Mahnung zu schaffen”, sagte Sozialministerin Heike Hofmann (SPD). Knapp 15 Jahre nach Bekanntwerden des Missbrauchskandals an der Schule soll das Mahnmal an das Leid betroffener ehemaliger Schüler erinnern. Initiative und Entwurf stammen von dem Kunstexperten Adrian Koerfer, selbst früher Schüler der Odenwaldschule.
Unterstützer sind unter anderem das Land, der Kreis Bergstraße und die Stadt Heppenheim. Allein das Land hat nach eigenen Angaben 40.000 Euro bereitgestellt. “Mit der Finanzierung des Mahnmals übernimmt die Politik Verantwortung für jahrelanges behördliches Versagen”, teilte die Grünen-Fraktion im hessischen Landtag mit.
Sie hätten sich gewünscht, das Mahnmal wäre in Wiesbaden aufgestellt worden, hieß es von dem Verein “Glasbrechen” für Betroffene von sexueller Gewalt an der Odenwaldschule: “Das Mahnmal hätte Fragen aufgeworfen, Menschen miteinander ins Gespräch gebracht oder zum Nachdenken angeregt.”
Hunderte Verbrechen
Studien zufolge sollen mehr als zwei Dutzend Lehrkräfte und andere Mitarbeiter des einstigen Elite-Internats über Jahre an Hunderten Verbrechen an Schutzbefohlenen beteiligt gewesen sein. Die Opfer erlitten sexuelle Gewalt, emotionale Ausbeutung sowie Vertuschung und wurden traumatisiert. Neben dem früheren Schulleiter Gerold Becker soll es mindestens vier weitere Haupttäter gegeben haben.
Nach Bekanntwerden des Skandals musste das Internat schließlich Insolvenz anmelden, der Schulbetrieb wurde 2015 nach mehr als 100 Jahren eingestellt. Eine Unternehmerfamilie übernahm das Gelände und baute es um. An der Odenwaldschule hatten auch Prominente wie der Schriftsteller Klaus Mann und der Politiker Daniel Cohn-Bendit die Schulbank gedrückt.