Trotz überwältigender Umfragewerte zugunsten von Boris Pistorius hält die SPD-Spitze an Olaf Scholz als Kanzlerkandidaten fest. Aber die warnenden Stimmen an der Basis mehren sich.
Er führte einst die Thüringer SPD, war bis vor kurzem Oberbürgermeister von Erfurt und kann daher offener reden als andere in seiner Partei. Nun hat sich Andreas Bausewein klar für Boris Pistorius als Kanzlerkandidaten der SPD ausgesprochen.
“Wir leben in einer Zeit, in der Personen Parteien ziehen”, sagte Bausewein dem stern. “Wenn die SPD eine Chance haben will, die Union zu besiegen, dann heißt unsere beste Chance Boris Pistorius.”
Der Ex-Oberbürgermeister verstärkt damit Stimmen aus der Hamburger Bürgerschaft, aber auch aus mehreren Landkreisen. Zuletzt hatten etwa die Landräte Thomas Will aus dem hessischen Groß-Gerau und Matthias Jendricke aus dem thüringischen Nordhausen die Entscheidung für den Bundesverteidigungsminister gefordert. Der frühere Erfurter SPD-Oberbürgermeister Andreas Bausewein führte auch die Thüringer Landespartei
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“Wir müssen auf den Kandidaten setzen, mit dem wir gewinnen können. Und das ist Boris Pistorius, aber nicht Olaf Scholz”, sagte Jendricke dem stern. Es wäre “fahrlässig, diese Chance nicht zu nutzen”.
Laut Bausewein müsse die Partei jetzt eine Frage diskutieren: “Was nützt dem Land und der Partei am meisten?” Dies bedeute keine Kritik an Bundeskanzler Olaf Scholz, sondern eine “nüchterne Abwägung”.
Der frühere Landesparteichef verwies darauf, dass die Zeit dränge. “Wir haben nur wenige Wochen Zeit bis zum Beginn des heißen Wahlkampfes, deshalb brauchen wir eine schnelle Entscheidung für Boris Pistorius”, sagte Bausewein. Er hoffe sehr, dass der Verteidigungsminister zur Verfügung stehe: “Ich kenne viele Sozialdemokraten, die das genauso sehen wie ich.”
Umfrage: Klare Präferenz der SPD-Anhänger für Boris Pistorius
Bausewein kann sich von einer neuen Erhebung bestätigt fühlen. Das Meinungsforschungsinstitut forsa hatte für RTL/ntv die Aussichten bei einer – rein theoretischen – Direktwahl des Bundeskanzlers abgefragt. Danach würden sich 25 Prozent für Friedrich Merz entscheiden, aber 39 Prozent für Pistorius.
Schon in vergangenen Woche hatte forsa danach gefragt, ob die SPD Pistorius oder Scholz aufstellen solle. Das Ergebnis war eindeutig: 57 Prozent sprachen sich für eine Nominierung des Verteidigungsministers aus – und nur 13 Prozent für eine Kandidatur des amtierenden Kanzlers. Auch 58 Prozent der SPD-Anhänger bevorzugten Pistorius.
SPD-Bundestagsfraktionschef Rolf Mützenich hatte zuletzt Debatten über die Kanzlerkandidatur eingeräumt. “Ja, Grummeln ist da”, sagte er im ZDF. Natürlich gebe es auch diese Stimmen. Am Ende wisse aber die Partei, dass sie nur gemeinsam gewinnen könne. Er sei fest davon überzeugt, dass dies mit Scholz gelingen werde.