Mitte der Sechziger begann der Sammler Rudi Klein mit dem Kauf seltener Fahrzeuge. Doch er fuhr sie kaum – die meisten schob er auf seinem Schrottplatz in eine Halle.
Rudi Klein ist in der Autoszene ein Begriff. Und eine umstrittene Persönlichkeit. Denn Klein, ein gelernter Metzger, der 1962 in die USA auswanderte und 1967 den Schrottplatz “Porche Foreign Auto Wrecking” (sic!) eröffnete, sammelte seltene und teure Autos – und überließ sie dem Verfall (Rudi Klein kaufte die Autos der Stars und ließ sie auf seinem Schrottplatz verrotten).
Dabei machte Klein keinen Unterschied zwischen Unfallwagen und fahrbereiten Klassikern – ob Mercedes-Benz 300 SL Flügeltürer oder seltene Lamborghinis, er überließ die Autos einfach ihrem Schicksal, auch wenn er sie manchmal kurz nach dem Kauf noch eine Weile fuhr. Glück im Unglück: Selbst, wenn Klein die Autos nicht in eine Halle schob, blieben sie aufgrund der klimatischen Bedingungen in Südkalifornien vergleichsweise gut in Schuss.
An-, aber kein Verkauf
Doch eigentlich war die Idee hinter “Porche Foreign Auto Wrecking” ein Handel. Rudi Klein hatte jedoch, auch wenn er natürlich das ein oder andere Geschäft machte, offenbar ein Problem damit, sich von Dingen zu trennen. Selbst wenn Klein bestimmte Fahrzeuge vierzig Jahre lang nicht mehr bewegt hatte und die Hersteller anklopften, um die vergessenen Schätze aus den Fängen der staubigen Schrotthallen zu befreien, schlug ihnen der Sammler meist die Tür vor der Nase zu.
Dabei hatte gerade eine solche Zusammenarbeit großes Potenzial. Wenn Rudi Klein es zuließ, dass man einen Wagen von ihm holte und ausstellte, profitierten Mensch und Material. Ein tolles Beispiel ist der Horch 855 Special Roadster, den Klein unter der Bedindung auslieh, dass man den Wagen vor dessen Ausstellung in einem Museum ordnungsgemäß restauriere. Heute ist der Wagen ein Schmuckstück.
Rudi Klein rammte millionenschwere Oldtimer mit dem Gabelstapler
Das sieht bei anderen Klassikern leider anders aus. Bis zu seinem Tod verließen die meisten Fahrzeuge die Hallen des Schrottplatzes nicht mehr und staubten zentimeterdick ein. Den eingangs erwähnten 300 SL Flügeltürer rammte Klein gar versehentlich mit einem Gabelstapler, so egal schienen ihm seine Schätze gewesen zu sein.
Als Rudi Klein 2001 starb, setzte seine Familie die Tradition zunächst fort – kein Wagen verließ die Hallen und Zugang erhielt auch niemand. Erst langsam änderte sich das. Und nun kam die Sammlung doch noch unter den Hammer.
Die teuersten Oldtimer der Automobilgeschichte 08.21
Für die Erben hat sich das sehr gelohnt, denn die Auktion mit Hunderten Losen brachte 29,7 Millionen US-Dollar ein. Der gerammte 300 SL steuerte 9,35 Millionen US-Dollar dazu bei. Es handelt sich um eine sehr seltene Leichtmetallausführung – für Sammler ist ein perfekter Zustand daher zweitrangig.
Auch andere Fahrzeuge, etwa der 1935er Mercedes-Benz 500K Roadster-Limousine von Rudolf Caracciola, brachten Millionen. Ein paar Überraschungen waren auch dabei: Etwa ein kaum erkennbares Wrack eines Ferrari 275 GTS, verkauft als “Kunstwerk” für 25.200 US-Dollar.
Diese und mehr Schätze aus dem Fundus eines der vielleicht seltsamsten Sammlers der Automobilgeschichte finden Sie in der Galerie.