Große Koalition, Schwarz-Grün, Schwarz-Gelb, Jamaika: Nach der anstehenden Bundestagswahl gibt es viele mögliche Regierungskoalitionen. Doch keine löst bei den Bürgern Begeisterung aus.
“Witz der Geschichte”: So bezeichnete stern-Politikchef Veit Medick im ARD-Presseclub am Sonntag die Aussicht, nach der anstehenden Bundestagswahl könnte eine Große Koalition aus CDU/CSU und SPD antreten, um den Reformstau zu beheben, den ihre GroKo-Vorgänger zwischen 2013 und 2021 hinterlassen haben. Das sehen viele Bürger offenbar ähnlich. Wie eine repräsentative Forsa-Umfrage im Auftrag des stern ergab, wünscht sich nur ein Drittel der Wähler eine solche Regierung nach der anstehenden Bundestagswahl. Alle anderen Koalitionsoptionen sind allerdings noch unbeliebter: Ein schwarz-grünes Bündnis befürworten nur 17 Prozent der Wählerinnen und Wähler, eines aus Union und FDP 15 Prozent, eine Jamaika-Koalition aus CDU/CSU, Grünen und FDP nur vier Prozent.
Klar ist: Eine deutliche Mehrheit von 70 Prozent möchte, dass die Union an der neuen Regierung beteiligt ist.
Deren Kanzler-Kandidat Friedrich Merz vermeidet es im aktuellen stern-Interview, eine klare Koalitionsaussage zu treffen. Seine Partei werde der FDP keine Zweitstimmen-Hilfe leisten, betont der CDU-Chef. “Die FDP ist unser politischer Wettbewerber, wie alle anderen auch im demokratischen Spektrum der Mitte”, so Merz. Das dürfte Anhängern der FDP nicht gefallen. 71 Prozent von ihnen befürworten laut der neuen Forsa-Umfrage im Auftrag des stern ein Bündnis mit der Union nach der Wahl. Wenn es der FDP denn gelingt, die Fünf-Prozent-Hürde zu überspringen und erneut ins Parlament einzuziehen.
Große Koalition? Lieber als Schwarz-Grün, sagen Unions-Wähler
Auffällig ist, wie unterschiedlich die Koalitionspräferenzen unter den Wählern der verschiedenen Parteien ausfallen. Die jeweils größte Zustimmung unter allen Bündnisvarianten findet eine neuerliche Große Koalition bei den Wählern von Union und SPD. Unter den SPD-Anhängern befürwortet sie sogar eine Mehrheit von 66 Prozent (Unionswähler: 43 Prozent). Die mit 48 Prozent größte Gruppe der Grünen-Anhänger wünscht sich hingegen ein schwarz-grünes Regierungsbündnis.
CDU-Kanzlerkandidat Merz sendet im Gespräch mit dem stern freundliche Signale an den Wirtschaftsminister und designierten Kanzlerkandidaten der Grünen, Robert Habeck. Der sei “ein angenehmer Gesprächspartner”, so Merz. “Menschlich kommen wirk klar, politisch sind wir ziemlich weit auseinander.”
Anhänger von AfD und BSW befürworten laut der Forsa-Umfrage mehrheitlich andere Regierungsbündnisse nach der Wahl.
Die Daten wurden vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut forsa für den stern und RTL Deutschland am 7. und 8. November 2024 erhoben. Datenbasis: 1008 Befragte. Statistische Fehlertoleranz: +/- 3 Prozentpunkte