Ein gemachtes Bett gehört für viele zu einer ordentlichen Wohnung. Auch die Tagesdecke ist oftmals Standard. Eine dumme Idee. Hygienisch ist das eine Katastrophe.
Bett machen oder doch lassen? Was für die einen ganz selbstverständlich zur Morgen-Routine gehört, man will es ja schön ordentlich zuhause haben, ist für andere vor allem eines – unnötig. Schließlich wird Laken und Co ein paar Stunden später doch wieder zerwühlt. Und so streitet sich die Mutter mit dem Teenagerkind und der Junggeselle mit dem tobenden Hund darüber, welcher Bettenzustand nun gesellschaftsfähig ist und welcher nicht. Ein Argument wird in solchen Diskussionen allerdings allzu oft stiefmütterlich behandelt: Fakt ist, ein Wühlbett ist hygienischer. Glauben Sie nicht? Ist aber so!
Speichel, Tränenfluss, Schwitzen, Einnässen, Nasenbluten – der Mensch scheidet kontinuierlich Flüssigkeit aus, auch nachts. Etwa ein Liter landet so pro Person und Nacht im Bett. Gepaart mit Dunkelheit und der Wärme, die unter der Decke besteht, entsteht ein Feuchtgebiet, das optimaler Nährboden für Bakterien, Pilze und Ungeziefer ist.
Wie unhygienisch Bettzeug sein kann, bewiesen unter anderem Forschende der Universität Manchester. Sie untersuchten Synthetik- und Federkissen, die zwischen eineinhalb und 20 Jahre lang genutzt wurden, auf etwaige Pilzkontamination. Es zeigte sich: Kopfkissen sind für Pilze ein wahres Schlaraffenland. Auf jedem Kopfkissen wurden zwischen 4 und 16 verschiedene Pilzarten entdeckt.IV Schlafforscherin Högl 09.19
Milben lieben die feuchte Wärme in Betten
Ungelüftete Decken dienen außerdem als gern genutzte Brutstätte von blutsaugenden Parasiten. Milben sind weniger als einen Millimeter groß und mit dem bloßen Auge nicht zu erkennen. Sie ernähren sich von menschlichen Hautschuppen und Haaren.
Britische Forscher von der Winston Universität in London haben herausgefunden, dass sich in einem Bett rund 1,5 Millionen solcher Spinnentiere befinden. In einem durchaus humoristischen Artikel zu diesem Thema, den die kanadischen Ärzte Robert Patterson und Christopher Steward-Patterson im Fachmagazin “Canadian Medical Association Journal” (CMAJ) veröffentlicht haben, wird es noch etwas anschaulicher dargestellt: “Tatsächlich kann die Hälfte des Gewichts einer mit Daunen gefüllten Bettdecke aus toten Hausstaubmilben und ihrem winzigen Kot bestehen.”
Der Kleintierzoo im Bett ist nicht nur unhygienisch, er kann auch Krankheiten wie eine Hausstauballergie und Asthma verursachen, da wir die von Milben produzierten Allergene unter anderem im Schlaf einatmen. Besonders unter Zimmermädchen ist die sogenannte Bettmacherlunge verbreitet. Eine Krankheit, die durch wiederholten Kontakt mit Hausstaubmilbenkot entsteht. Man könnte auch sagen: durch regelmäßiges Bettenmachen. Es handelt sich dabei um eine Form der allergischen Alveolitis, eine Entzündung in und um die winzigen Lungenbläschen und kleinsten Atemwege der Lunge.
Ein hygienisches Bett benötigt viel frische Luft
Robert Patterson und Christopher Steward-Patterson empfehlen in ihrem Artikel, sich die Arbeit zu sparen und das Bett zerwühlt zu lassen. Und mit einem Augenzwinkern: “Zeitersparnis: 5 Minuten für die Aufgabe, der 10 Minuten Streit darüber vorausgehen, wer an der Reihe ist, das Bett zu machen. Das multipliziert mit 365 Tagen im Jahr bei einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 78 Jahren, ergibt insgesamt mehr als 9 Monate oder fast 1 Prozent unserer Lebenszeit.”Nacktschlafen 19.49
Wer sein Bett direkt nach dem Aufstehen fein säuberlich macht und schlimmstenfalls auch noch eine Tagesdecke darüber drapiert, sorgt dafür, dass das Bettzeug keine Möglichkeit bekommt, richtig durchzulüften. Auch Feuchtigkeit und Wärme bleiben zum Gefallen von Milben und Co länger erhalten. Gift für eine gute Luftzirkulation ist es außerdem, wenn der Bereich unter dem Bett voll gestellt ist, zum Beispiel in Form eines Bettkastens. Wie man all dem entgehen kann? Das beste Mittel gegen Milben ist frische Luft. Je weniger Feuchtigkeit vorhanden ist, desto unwirtlicher wird es für Milben.
Empfohlen wird, die Bettdecke morgens weit zurückzuschlagen. Noch besser ist es, wenn man das Bettzeug an der frischen Luft auslüften lässt. Die Aus-dem-Fenster-Häng-Methode kennen viele nur noch aus alten folkloristischen Heimatfilmen, gilt aber als besonders effektiv. Aber auch alles Lüften kann nur wenig ausrichten, wenn das Bettzeug nicht regelmäßig gewaschen wird. Die Faustregel ist: Einmal wöchentlich wechseln und das Bettzeug bei mindestens 60 Grad waschen. Am besten lässt vor dem Neubezug die Matratze ein paar Stunden stehend auslüften.
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Quelle: NIH, Kingston University London, Pilz-Studie