Ihre Mutter Madonna hat sie schon mit auf Tour genommen, nun soll die DJ-Karriere von Estere Ciccone starten. Sie ist nicht das erste Kind der Pop-Ikone, das ins Rampenlicht tritt.
Platinblond gefärbtes Haar, rot geschminkte Lippen, verruchtes Augen-Make-up und ein Korsett mit Kegel-BH: Mit solchen Auftritten, expliziten Texten und Mega-Hits wie “Vogue”, “Frozen” oder “Music” stieg die Sängerin Madonna seit den 1980er-Jahren zur globalen Pop-Ikone und zum Sex-Symbol auf. Und nebenbei brachte sie immer wieder die konservative Welt gegen sich auf. Etwa die katholische Kirche mit Songs wie “Like a Prayer”, weil sie sich im dazugehörigen Musikvideo lasziv in einem Gotteshaus rekelte und vor brennenden Kreuzen tanzte.
Als Frau der Superlative hat Madonna natürlich auch viele Kinder, anders als die Mutter Gottes, nach der sie sich benannt hat. Die ist stets nur mit ihrem Sohn Jesus Christus zu sehen, in unzähligen Mariendarstellungen. Viele Bilder mit einem oder mehreren ihrer sechs Kinder gibt es von Pop-Madonna alias Louise Ciccone aber auch.
Kürzlich erst gratulierte die 66-Jährige ihrer erstgeborenen Lourdes (benannt nach dem französischen Wallfahrtsort) in den sozialen Medien. Lourdes hat einen jüngeren Halbbruder, der aus Madonnas Ehe mit Regisseur Guy Ritchie stammt, zudem adoptierte Madonna in den folgenden Jahren erst einen Jungen, dann ein Mädchen und später Zwillinge aus Malawi. Die beiden Mädchen sind mittlerweile zwölf Jahre alt.
Madonna nimmt Kinder mit auf Konzert-Touren
Eine von ihnen, Estere, soll nun groß rauskommen. Im vergangenen Jahr begleitete sie ihre Mutter bereits auf deren “Celebration”-Tour. Beim Song “Vogue” hatte das Mädchen ihren großen Auftritt mit dem sogenannten “Voguing”. Der Tanzstil kommt aus der queeren Ballroom-Kultur: Dabei werden exaltierte Modelposen eingenommen und für eine gewisse Zeit gehalten, wie bei einem Fotoshooting. Im Jahr 1990 wählte Vorreiterin Madonna den Titel ihres Songs in Anlehnung an die queere Subkultur, 2023 performte Tochter Estere dazu erstmals auf der Bühne.
Das Mädchen trug dazu einen Catsuit (einen eng anliegenden Einteiler) und Overknee-Stiefel mit Absatz – ein extravagantes Show-Outfit, wie die anderen Teilnehmer auf der Bühne. Unter dem Jubel des Publikums tanzte sie vor Mama Madonna und Modemacher Jean-Paul Gaultier (der einst das berühmte Kegelbüstenhalter-Korsett schuf). Die beiden feierten sie für ihre Performance und vergaben Jurypunkte wie bei einem Tanzwettbewerb. Außerdem heizte Estere dem Konzertpublikum schon damals mit einer Performance als DJ ein.
Diese Karriere will sie nun ausbauen. Der Künstlername der 12-Jährigen lautet DJ Queen Estere, “The Queen is here” heißt es auch zu Beginn des Stücks “I’ll Tech House U Mix”, das sie nun kürzlich auf der Plattform Soundcloud veröffentlichte. Madonna und Queen, das ist stimmig – Understatement ist nicht angesagt im Hause Ciccone.
Like a Profi: “Queen Estere” am DJ-Pult
© Kevin Mazur
Madonna hatte nie ein Problem damit, ihre Kinder öffentlich zu zeigen. Neben Paparazzi-Fotos gibt es auch inszenierte Bilder mit dem lieben Nachwuchs. Auf ihren Social-Media-Kanälen teilt die Sängerin Schnappschüsse von sich und den Kindern. Tochter Lourdes Leon alias Lola begleitete ihre Mutter schon als Kind auf roten Teppichen. Heute arbeitet sie als Model und macht auch Musik.
Esteres Karriere soll noch musikalischer werden. Auch in diesem Jahr hat sie Auftritte als DJ absolviert. Im Oktober legte sie im renommierten “Museum of Arts and Design” in New York auf der Vernissage von “Barbie: A Cultural Icon” auf. Mama Madonna war nicht dabei, dafür ihre DJane Mary Mac, bürgerlich Maryse Pierre-Antoine. Sie ist die DJ-Patin von Estere und nahm ihre Rolle als Aufpasserin an diesem Abend ernst. Wie die Zeitschrift “The New Yorker” berichtet, rief sie “Applaus für Queen Estere, sie will, dass ihr heute Abend eure Liebe zeigt!” ins Publikum und stimmte es auf das Set von der kleinen Königin ein. Wie ein “unschuldiges Schulmädchen” habe die gewirkt, schreibt das Magazin.
Anders als auf der Tour ihrer Mama 2023 war sie bei diesem Anlass dezent gekleidet und trug nicht wie die restlichen Partygäste Barbie-Pink. Beim Auflegen war sie zurückhaltender als bei der Tour. Pünktlich um 22 Uhr musste sie von der Bühne – der Jugendschutz gilt selbst für die Tochter einer Pop-Göttin. Estere geht wie ihre Zwillingsschwester Stella zur Schule, die Balance aus Bildung und Business klappt bei Prominentenkindern meist mit Privatunterricht.
Mutter-Kind-Content zieht immer
Auch ihren Sohn Rocco nahm Madonna schon mit auf Tour, als er zwölf Jahre alt war. Möglicherweise ist das die Altersgrenze, die sie für pädagogisch wertvoll erachtet. Sohn David war immerhin schon ein Teenager, als er bei Madonnas Eröffnungsshow der Pride Week in New York performte.
Viele Fans freuen sich, dass Estere in die Fußstapfen ihrer Mutter tritt und eine Karriere in der Öffentlichkeit einschlägt. So haben sie mehr Anteil an Madonnas Welt, die sie so sehr lieben. Und mit Estere bekommen sie nicht nur einen neuen Star, in ihr lebt auch die Karriere ihrer Mutter weiter.
Eltern-Kind-Teams sind beliebt, sie liefern gute Schlagzeilen und lukrative Werbedeals. So wie Heidi Klum und ihrer Tochter Leni, die sich für einen italienischen Dessous-Hersteller seit 2022 in Unterwäsche fotografieren lassen. Dafür gab es viel Kritik, weil Leni noch so jung war. Aber es funktioniert, in der aktuellen Kampagne leistet den Klums jetzt sogar noch Heidis Mutter Erna Gesellschaft.
Viele sehen es kritisch, dass Madonna und andere Prominente ihre Kinder bewusst in die Öffentlichkeit ziehen. Unabhängig von Madonnas tatsächlicher oder vemeintlicher Leistung um die sexuelle Befreiung der Frauen und ihren ikonischen, aufgesexten Bühnen-Outfits ist es fraglich, ob ihre 12-jährige Tochter in einem hautengen Catsuit mit hochhackigen Stiefeln performen muss. Dazu kommen Fragen, mit denen auch Eltern von Kinder-Influencern konfrontiert sind: Können die Kinder und Jugendlichen die Dimension von dem, was sie da machen, einschätzen? Was, wenn der Hype vorbei ist und die andauernde Bestätigung von außen nicht mehr eintritt? Darf man Kinder um die Erfahrung einer Kindheit im Privaten bringen?
Viele Kinderstars wie Britney Spears, Macaulay Culkin und Co. haben nach ihren Kinder-Karrieren herbe persönliche Zusammenbrüche erlebt, Drogensüchte und Klinikaufenthalte inklusive.
Estere Ciccone alias Queen Estere hat nach ihrem Auftritt auf der Ausstellungs-Eröffnung noch ein paar Fragen beantwortet. Eine Entourage hat dafür gesorgt, dass sie nicht zu viel Privates verrät. Auf die Frage, wie ihr Auftritt für sie war, sagte sie: “Ich hab was gespürt, aber wenn man viele Auftritte hat, gewöhnt man sich dran”.