Sie war schon mehrfach eine Wegbereiterin. Jetzt wurde Sarah McBride als erste Transfrau ins Repräsentantenhaus gewählt. Vielen Republikanern dürfte das ein Dorn im Auge sein.
Die Strategie von Donald Trump ist aufgegangen, er wird der 47. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Sein Wahlkampf basierte auf Hass und Spaltung, wurde getragen von haltlosen Anschuldigungen und Verächtlichmachungen. Sie richteten sich vor allem gegen Demokraten, Migranten und die LGBTQ-Community.
In den vergangenen Monaten stellte Trump die Rechte von Transpersonen wiederholt als Bedrohung für die nationale Identität dar, problematisierte ihre Teilnahme an Sportveranstaltungen und sprach von vermeintlichen Operationen, die ohne das Wissen von Eltern an Schulkindern vorgenommen würden. Der designierte Vizepräsident JD Vance warf Jugendlichen aus der Mittelklasse vor, sich als transgender auszugeben, um auf diese Weise Studienplätze an Eliteuniversitäten zu bekommen.
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Eine junge Abgeordnete aus dem Bundesstaat Delaware möchte dem etwas entgegensetzen: Sarah McBride wurde vergangene Nacht als erste Transfrau in den Kongress gewählt. Die 34-Jährige ist das, was in den USA als Trailblazer bezeichnet wird: eine Wegbereiterin. Laut NBC News war sie bereits die erste Transfrau, die im Weißen Haus arbeitete. Die erste Transfrau, die auf einem nationalen Parteitag der Demokraten eine Rede hielt. Und die erste Transfrau im Senat von Delaware, dessen jüngstes Mitglied sie außerdem war.
US-Wahl 2024: Sarah McBride wird erste Transfrau im Repräsentantenhaus
Dabei ist die Sichtbarkeit der LGBTQ-Community nicht der einzige Antrieb für McBrides Engagement. Im Alter von 24 Jahren wurde sie zur Witwe, was ihren politischen Werdegang nachhaltig prägen sollte.
Wie sie dem Magazin The 19th* erzählte, lernte sie ihren späteren Ehemann Andy Cray auf einer Feier im Weißen Haus kennen. Unter Präsident Barack Obama arbeitete Cray an einem Bundesgesetz zum Patientenschutz, bekannt als Obamacare. Nach etwa einem Jahr Beziehung erhielt er die Diagnose Zungenkrebs, es folgten Operationen.
Sarah McBride pflegte ihren Partner, bis er im August 2014 an den Folgen seiner Krankheit verstarb. Wenige Tage zuvor hatte das Paar geheiratet. Seit seinem Tod setzt McBride sich für eine Verbesserung des Gesundheitssystems ein. Als Mitglied im Senat von Delaware brachte sie ein Gesetz auf den Weg, das bezahlte Eltern- und Pflegezeit ermöglicht.
“Jahrelang mussten Menschen sich zwischen ihrer Arbeit und der Pflege von Angehörigen entscheiden”, sagt sie in einem Wahlkampfvideo auf der Plattform X. Und weiter: “Dieses Gesetz war ein guter Anfang. Aber die Regierung sollte es Menschen noch leichter machen, eine Familie zu gründen.” Deshalb ließ McBride sich für den US-Kongress aufstellen.
In Delaware liegt die Demokratin deutlich vor ihrem republikanischen Gegenkandidaten, John Whalen III und zieht ins Repräsentantenhaus ein. Während das Rennen um die Mehrheit im Repräsentantenhaus noch offen ist, haben die Republikaner sich die Mehrheit im Senat bereits gesichert. Gemeinsam bilden die zwei Kammern den Kongress der USA.
McBride setzt auf Einigkeit statt Spaltung: “Ausreichend Platz für alle”
“Zu viele Politiker versuchen, uns zu spalten”, so McBride. “Jeder verdient einen Abgeordneten, von dem er sich gesehen und respektiert fühlt.” In den kommenden vier Jahren wird McBride im Kongress auf republikanische Abgeordnete treffen, die Transmenschen ihre grundlegenden Rechte absprechen. Allen voran Präsident Donald Trump selbst.
Während viele Unterstützer der Demokraten sich in sozialen Medien bestürzt über den Sieg von Donald Trump zeigen, gibt McBride sich besonnen. “Delaware hat ein klares Signal gesendet”, kommentiert sie das Wahlergebnis auf X. “In dieser Demokratie ist ausreichend Platz für uns alle.”