Bei einem Raketenangriff im Süden des Libanon sind am Dienstag acht österreichische Soldaten der UN-Friedenstruppe Unifil verletzt worden. Es handle sich um “leichte und oberflächliche” Verletzungen, eine notärztliche Versorgung sei bei keinem der Soldaten notwendig, teilte das Verteidigungsministerium in Wien mit. Woher der Beschuss des Unifil-Camps in Nakura kam, lasse sich derzeit nicht sagen, fügte das Ministerium hinzu.
“Wir verurteilen diesen Angriff auf das Schärfste und fordern die sofortige Aufklärung des Angriffes”, erklärte die österreichische Verteidigungsministerin Klaudia Tanner. Sie rief alle Kriegsparteien dazu auf, die Sicherheit der Blauhelmsoldaten zu gewährleisten: “Es kann und wird nicht toleriert, dass die Blauhelmsoldaten der UN-Friedensmission beabsichtigt oder unbeabsichtigt in Gefahr gebracht werden.”
Die Unifil teilte derweil mit, dass eine Rakete ihr Hauptquartier im südlibanesischen Nakura getroffen habe. Das Geschoss sei aus dem Norden wahrscheinlich von der schiitischen Hisbollah-Miliz oder von einem ihrer Verbündeten abgefeuert worden und habe eine Werkstatt für Fahrzeuge der Unifil in Brand gesetzt. Mehrere Unifil-Soldaten seien leicht verletzt worden, zu dem Vorfall sei eine Untersuchung eingeleitet worden.
Die Unifil machte keine näheren Angaben zu den Verletzten. Sie erinnerte die Hisbollah “und alle Akteure an ihre Verpflichtung, die Sicherheit von UN-Personal und -Eigentum sicherzustellen”.
In dem seit Ende September eskalierten Konflikt zwischen der israelischen Armee und der pro-iranischen Hisbollah-Miliz im Libanon ist die Unifil verstärkt zwischen die Fronten geraten. Bereits vor rund zweieinhalb Wochen wurden bei mehreren Vorfällen fünf Blauhelmsoldaten verletzt, was international große Empörung ausgelöst hatte. Unifil machte die israelische Armee dafür verantwortlich. Am Dienstag warf die UN-Mission nun erstmals seit der Eskalation des Konflikts zwischen Israel und der Hisbollah der Schiitenmiliz einen Angriff auf die Unifil vor.
Die Unifil-Friedenstruppe ist seit 1978 im Libanon stationiert, sie umfasst mehr als 10.000 Soldaten und Zivilkräfte. Zu den am stärksten beteiligten europäischen Ländern zählen Italien mit gut 1000 Soldaten, Spanien mit etwa 680 und Frankreich mit 670. Die Bundeswehr ist an dem maritimen Einsatzverband der Unifil beteiligt, der Waffenschmuggel auf dem Seeweg unterbinden soll.