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Israel verkündet Tötung von Hamas-Chef Sinwar im Gazastreifen

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Der als Drahtzieher des 7. Oktober geltende Hamas-Chef Jahja Sinwar ist tot. Wie Israels Regierung und Armee am Donnerstagabend mitteilten, wurde damit nach Hamas-Militärchef Mohammed Deif und Sinwars Vorgänger Ismail Hanija im Sommer nun auch der Hauptplaner des Hamas-Angriffs auf Israel getötet. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sprach von einem “wichtigen Meilenstein” beim Niedergang der Hamas, der Gaza-Krieg sei damit aber noch nicht beendet. Die USA und die Bundesregierung äußerten die Hoffnung, dass nun die Geiseln im Gazastreifen freikämen und eine Waffenruhe erreicht werden könne. 

Nach Angaben der Armee hatten israelische Soldaten Sinwar am Mittwoch bei einem Einsatz im südlichen Gazastreifen getötet. Die Nachricht von seinem Tod wurde aber erst am Donnerstag nach DNA-Tests verbreitet. Die Hamas bestätigte den Tod ihres ranghöchsten Chefs zunächst nicht. 

Sinwar galt als Drahtzieher des Großangriffs der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas am 7. Oktober 2023 auf Israel. Mitte Juli war nach israelischen Angaben bereits Hamas-Militärchef Mohammed Deif bei einem Luftangriff im Gazastreifen getötet worden. Die Hamas bestätigte Deifs Tod nicht. Ende Juli war dann Hamas-Chef Ismail Hanija in Teheran getötet worden. Sinwar rückte danach als sein Nachfolger an die Spitze der radikalislamischen Palästinenserorganisation auf. 

Sinwar war im weitverzweigten Tunnelsystem der Hamas unter dem Gazastreifen vermutet worden, wo er sich zu seinem eigenen Schutz mit Geiseln umgeben haben soll. Seit dem 7. Oktober 2023 gehörte Sinwar zu den meistgesuchten Hamas-Anführern. Auf der US-Terror-Liste stand er bereits seit Jahren.

“Dem Bösen wurde ein schwerer Schlag zugefügt, aber die Aufgabe, die uns erwartet, ist noch nicht beendet”, sagte Netanjahu in einem Video-Statement zu Sinwars Tod und dem Gaza-Krieg. An die Geiselnehmer gerichtet, die im Gazastreifen immer noch Dutzende aus Israel verschleppte Menschen festhalten, sagte er, wenn sie die Geiseln freiließen, werde Israel sie im Gegenzug am Leben lassen.

Aus Sicht des israelischen Außenministers Israel Katz bietet Sinwars Tod die “Gelegenheit”, auch die verbliebenen Hamas-Geiseln “unverzüglich” freizubekommen. Außerdem eröffne sich der Weg “für einen Wandel, der zu einer neuen Realität im Gazastreifen führen wird – einer Realität ohne Hamas und ohne iranische Kontrolle”.

Israels Präsident Isaac Herzog schrieb im Online-Dienst X, der Hamas-Chef sei “seit Jahren für abscheuliche Terrortaten gegen israelische Zivilisten verantwortlich” gewesen. Die israelische Regierung forderte er auf, “alles Erdenkliche zu tun, um die verbliebenen Geiseln zurückzubringen”. Auch das Forum der Geisel-Familien drang darauf, “diesen wichtigen Durchbruch zu nutzen, um die Rückkehr der Geiseln zu sichern”. 

US-Präsident Biden erklärte, der Tod Sinwars sei ein “guter Tag” für Israel, die USA und die Welt. Es gebe jetzt “die Möglichkeit für einen ‘Tag danach’ im Gazastreifen ohne die Hamas an der Macht und für eine politische Lösung, die Israelis und Palästinensern gleichermaßen eine bessere Zukunft bietet”.

Auch Vizepräsidentin Kamala Harris erklärte, nun bestehe “die Möglichkeit, den Krieg im Gazastreifen endlich zu beenden”. Und er müsse so enden, “dass Israel sicher ist, die Geiseln freigelassen werden und das Leiden im Gazastreifen ein Ende hat”.

Auch das Auswärtige Amt in Berlin drang auf X auf ein Ende der Gewalt. Als “Drahtzieher” des Großangriffs auf Israel am 7. Oktober 2023 habe Sinwar “tausenden Menschen den Tod und unermessliches Leid über eine ganze Region” gebracht, hieß es in der Reaktion. Nachdem er nun tot sei, müsse die Hamas “jetzt sofort alle Geiseln freilassen und die Waffen niederlegen”.

Der französische Präsident Emmanuel Macron erklärte auf X, Sinwar sei der “Hauptverantwortliche für die Terroranschläge und barbarischen Taten vom 7. Oktober”. Auch er forderte die Freilassung “aller noch von der Hamas festgehaltenen Geiseln”. Nato-Generalsekretär Mark Rutte sagte in Brüssel, Sinwar sei der “Architekt des 7. Oktober” gewesen. “Ich persönlich werde ihn nicht vermissen”, fügte Rutte hinzu.

Am 7. Oktober 2023 hatten Kämpfer der Hamas und anderer militanter Palästinensergruppen in mehreren Orten im Süden Israels nach israelischen Angaben mehr als 1200 Menschen getötet und 251 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Von den Geiseln werden derzeit noch 97 im Gazastreifen festgehalten, 34 von ihnen sind nach Einschätzung der israelischen Armee tot.

Israel geht seit dem Hamas-Angriff im Oktober 2023 massiv militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach Angaben der Hamas-Gesundheitsbehörde, die nicht unabhängig überprüft werden können, mehr als 42.400 Menschen getötet. Die Vernichtung der Hamas ist erklärtes Kriegsziel Israels.

Die Hamas ist wie die Hisbollah im Libanon Teil der vom Iran angeführten und gegen Israel gerichteten “Achse des Widerstands”, der auch die Huthis im Jemen angehören. Ihr erklärtes Ziel ist die Vernichtung Israels. Einen Tag nach dem Hamas-Überfall auf Israel eröffnete die Hisbollah eine zweite Front gegen Israel. Sowohl im Gazastreifen als auch im Libanon dauern die Kämpfe an.

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