Fast die Hälfte der Bevölkerung im Libanon ist auf der Flucht. Täglich setzt Israel seine Angriffe fort. Der Fotograf Fabio Bucciarelli dokumentiert für den stern das Inferno.
Kriegsflüchtlinge in einer Schule wissen nicht, wie es weiter geht. In Krankenhäusern ringen Helfer um das Leben Schwerverletzter. Mutige Piloten halten am internationalen Flughafen trotz Bombardements die Verbindung zur Außenwelt aufrecht. Derweil trifft der Krieg zwischen Israel und der Hisbollah Tag um Tag mehr Zivilisten. Im Libanon, so denken viele hier, ist niemand mehr sicher. Nirgendwo.
Der italienische Fotograf Fabio Bucciarelli war im Auftrag des stern tagelang unterwegs, um die Lage zu dokumentieren. In der Hauptstadt Beirut und im Süden des Libanon traf er Verzweifelte, die fliehen, und Entschlossene, die trotz der Bomben ausharren. So wie die Pfleger und Ärzte des Hiram-Krankenhauses in der Hafenstadt Tyros, die Israel in den vergangenen Tagen nicht nur aus der Luft, sondern auch von Kriegsschiffen im Mittelmeer aus unter Feuer genommen hat.
Viele im Libanon hoffen auf einen Waffenstillstand, damit sich endlich eine neue Regierung konstituieren und ein neuer Präsident gewählt werden kann. Sonst, so fürchten sie, wird das Land diese Krise, die nahezu ein Viertel der Bevölkerung zu Binnenvertriebenen gemacht hat, bald nicht mehr bewältigen können. Eine Entspannung ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: Israel hat seine Luftangriffe wieder verstärkt, nachdem bei einem Drohnenangriff der Hisbollah auf ein Militär-Camp südlich der israelischen Hafenstadt Haifa vier Soldaten getötet und Dutzende verletzt worden waren.
Der Angriff hat gezeigt: Der Tod ihres Anführers Hassan Nasrallah vor knapp drei Wochen hat die Miliz zwar geschwächt, aber sie bleibt ein gefährlicher Gegner für Israel. Israels Armee kommt bei ihrer Boden-Offensive im Südlibanon trotz wochenlanger, vorbereitender Luftangriffe nur schleppend voran. Am Donnerstag hat die deutsche Korvette “Ludwigshafen am Rhein”, die als Teil der UN-Blauhelm- Mission Unifil vor der libanesischen Küste kreuzt, eine Drohne abgeschossen. Von welcher Kriegspartei sie stammte, dazu gab es bisher keine Angaben.