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Fragen und Antworten: Die deutschen Strompreise sinken, aber nur bestimmte Verbraucher profitieren

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Die Stromrechnung fiel in den letzten Jahren wegen des Ukraine-Krieges happig aus. Verbraucher können nun aber aufatmen, denn eine Entlastung ist in Sicht. Ein Überblick.

Warum sinken die Strompreise?

Der Umbau der Energienetze ist kostspielig, nun will die Bundesnetzagentur die Finanzierung neu regeln. Dafür werden die Kosten beim Stromnetzausbau im kommenden Jahr neu verteilt. Die Netzbetreiber reduzieren dafür ihre Entgelte. Dabei handelt es sich um eine Gebühr, die Gas- und Stromlieferanten an die Betreiber zahlen müssen. Über den Strompreis werden sie aber auf die Kunden umgelegt, sodass die Verbraucher dafür aufkommen. Die Entgelte machen ungefähr ein Viertel am Strompreis aus. Durch die neue Regelung werden sie aber günstiger, heißt: Die Kosten für die Endkunden sinken.PAID Das Haus, das sich allein versorgt 11.55

Wer profitiert?

Der Energiekonzern Eon, dessen Verteilnetz-Töchter etwa 700.000 Kilometer Stromleitungen und damit circa ein Drittel des gesamten deutschen Verteilnetzes abdecken, rechnet mit ungefähr zehn Millionen Haushalten. Allerdings dürften vor allem Kunden in ländlichen Regionen mit niedrigeren Energiepreisen rechnen, vor allem im Norden und Osten Deutschlands sowie in Bayern.

Norddeutschland: Bei Schleswig-Holstein Netz sinken die Netzentgelte im kommenden Jahr um 27 Prozent – sie ist für große Teile des nördlichsten deutschen Bundeslandes zuständig, allerdings nicht für die Großstädte Kiel und Lübeck. Bei anderen Firmen sinken die Entgelte ebenfalls zweistellig, etwa beim kommunalen Netzbetreiber Wemag aus Mecklenburg-Vorpommern.Ostdeutschland: Die in Brandenburg tätige E.DIS Netz GmbH reduziert die Entgelte um 20 Prozent. Bei der ebenfalls in Ostdeutschland aktiven Mitnetz mbH aus Cottbus wird es 10 Prozent günstiger.Süddeutschland: In Bayern geht es beim Bayernwerk Netz GmbH um 11 Prozent runter und bei den Lechwerken um 27 Prozent.

Nach den ersten Meldungen von Netzbetreibern geht die Bundesnetzagentur davon aus, dass das Entlastungsvolumen bei mehr als zwei Milliarden Euro liegen wird.

Für wen wird es teurer?

Städter dürften von der Kostenumlegung weniger profitieren. Bei einigen Firmen steigen die Entgelte sogar. Das hessische Unternehmen Syna hebt die Preise um fünf Prozent, Westnetz aus NRW um ein Prozent. Beide Firmen gehören zu Eon. Energiekunden, die in deren Netzgebieten wohnen, müssen sich also auf eine leichte Preiserhöhung einstellen.

Ist das neue System gerecht?

Für den Ausbau der Netze müssen dünn besiedelte Regionen mit viel Windrädern und Photovoltaik-Anlagen bislang mehr zahlen als Regionen mit relativ wenigen Windrädern und wenig Solaranlagen – obwohl diese Regionen von dem Stromzufluss profitierten. Dass beispielsweise der ländliche Teil von Bayern entlastet wird, liegt daran, dass dort viele Photovoltaik-Anlagen neu installiert wurden und die Netze deswegen aufwendig ausgebaut werden mussten.Analyse sieht große regionale Unterschiede bei Strompreisen 12.27

“In vielen ländlichen Regionen Nord- und Ostdeutschlands und auch in Bayern lagen die Netzentgelte in der Vergangenheit zum Teil deutlich über dem bundesweiten Durchschnitt”, sagt Netzagentur-Chef Klaus Müller. Er fordert die Stromlieferanten auf, die Vorteile zügig an den Endkunden weiterzugeben. 

Wie reagieren die Energieanbieter?

Einige Anbieter haben bereits signalisiert, dass sie ihre Kunden entlasten wollen. Der Energiekonzern Wemag in Mecklenburg-Vorpommern, der sowohl als Netzbetreiber als auch als Lieferant tätig ist, hat eine Beispielrechnung veröffentlicht: Ein durchschnittlicher Haushalt zahle bei einem Verbrauch von 3500 Kilowattstunden im kommenden Jahr 9,47 Cent pro Kilowattstunde statt zuvor 15,5 Cent – das wäre eine jährliche Reduzierung um rund 40 Prozent oder 211 Euro.

Allerdings sind die Anbieter nicht dazu verpflichtet, die Netzentgelt-Senkung als niedrigeren Preis and die Endkunden weiterzugeben.

Was passiert, wenn die Vergünstigung ausbleibt?

Dann sollten Kunden den Lieferanten wechseln, rät Bundesnetzagentur-Chef Müller. Wegen des Wettbewerbs am Markt wird die Entlastung aber über kurz oder lang beim Stromkunden ankommen.

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