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Krieg in der Ukraine: Masse statt Klasse – nun lässt Putin Kiew mit Bauschaum-Drohnen angreifen

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Russland terrorisiert die Ukraine mit günstigen Drohnen iranischer Bauart. Massen von Billigkopien der Shahed-Drohnen sollen die Luftabwehr der Ukrainer erschöpfen.

Die russische Armee nutzt für ihren Krieg in der Ukraine seit Langem einfache Drohnen nach iranischem Baumuster. Sie werden von einem kleinen Motor angetrieben, sind relativ langsam und können außerdem am Blubbern ihres Motors erkannt werden. Spitzname: Moped. Diese Drohnen dienen derzeit vor allem dazu, die ukrainische Luftabwehr zu beschäftigen. Bislang wurden sie von Flakpanzern wie dem deutschen Leopard bekämpft, aber auch von mobilen Einheiten, die Maschinengewehre auf Pickups montiert haben.

Russland lässt Drohnen in größerer Höhe fliegen

Doch die Russen haben ihre Taktik der Situation angepasst. Früher flogen die Shahed-Drohnen in geringer Höhe – so sind sie vom Bodenradar schwer zu erfassen, können aber auch von Maschinengewehren getroffen werden. Inzwischen fliegen sie in größerer Höhe, unerreichbar für MGs. Dadurch sollen die Ukrainer gezwungen werden, ihre knappen und teuren Luftabwehrraketen auf die Billigdrohnen abzufeuern. 

Der Einsatz der Drohnen dient häufig gar nicht primär dazu, ein Ziel zu treffen. Die russischen Streitkräfte haben nämlich die Dauer ihrer Angriffe deutlich ausgedehnt und dadurch die lähmende Zeit des Luftalarms in der Ukraine verlängert. Zudem beschäftigt das stundenlange Herumkurven der Drohnen die ukrainische Luftabwehr – sie soll im wahrsten Sinne des Wortes ermüdet werden.

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Im Westen schätzt man, dass Russland etwa 500 Shahed-Drohnen unter dem Namen Geran-2 im Monat produziert. Allein im September wurden aber etwa 1300 dieser Drohnen über der Ukraine gesichtet, wie das Magazin “Forbes” berichtet. Der Grund ist, dass es inzwischen eine Kopie der Billigdrohne gibt, die noch weit günstiger hergestellt wird. Gebaut wird diese extrem einfache Drohne von der russischen Firma Aersocan, die mit ihrer Tochter Zala bereits die effektiven russischen Lancet-Drohnen produziert.

Drohnen wie aus dem Modellbau

Die Kosten sind so gering, weil Methoden aus dem Modellbau übernommen wurden. So wird bei der Herstellung auf Carbon oder teure Kompositstoffe verzichtet. Stattdessen basiert die Italmas auf einem Gerüst aus Sperrholz. Neu ist das nicht, das außerordentlich erfolgreiche schwere Kampfflugzeug De Havilland DH.98 Mosquito aus dem Zweiten Weltkrieg war auch eine Holzkonstruktion. Der eigentliche Körper der deltaförmigen Drohne wird in einer Hohlform mit einem besseren Bauschaum ausgegossen. Angetrieben wird das Ganze mit einem chinesischen Motor für Hobby-Drohnen.

Die Kombination von Schaumguss und Sperrholzgestell macht es möglich, große Stückzahlen herzustellen. Eine CNC-Fräse aus der Tischlerei kann die Holzbauteile vollautomatisch im Akkord aus Sperrholzplatten schneiden. Danach müssen sie wie beim Modellbau nur noch zusammengesteckt und verklebt werden.Shahel Drohne    15.00

Ähnlich gebaut ist die “Gerbera”, auch sie ist eine günstige Variante des iranischen Baumusters. Beide Modelle dürften einen kleineren Sprengkopf und eine geringere Reichweite haben. Sie sollen vor allem als Täuschkörper dienen, um die Luftabwehr zu sättigen. Es ist zu erwarten, dass Russland in den nächsten Monaten die Zahl der Drohnen im strategischen Luftkrieg weiter steigern kann.

Art Kabel Drohne 16.11

Gerüchte über Lieferung aus China

Die Agentur Reuters berichtet von einer weiteren bedrohlichen Entwicklung. Russland soll Langstrecken-Kampfdrohnen direkt in China herstellen lassen. Bis jetzt hatte Peking es vermieden, reine Waffen zu liefern, man beschränkte sich auf Dual-Use-Produkte. Etwa Enduro Motorräder und leichte Vierradfahrzeuge, die auch vom Militär verwendet werden können.

Von der Kampfdrohne Garpiya-3 (G3), benannt nach dem Fabelwesen Harpyie, sollen Baumuster bereits zur Erprobung geliefert worden sein. Sie soll eine Reichweite von bis zu 2000 Kilometern haben und eine Nutzlast von 50 Kilogramm transportieren können. Für die Ukraine wäre es eine gefährliche Entwicklung, wenn der Drohnengigant China sich entscheidet, Putins Krieg offen zu unterstützen. Dem Westen fällt es jetzt schon schwer, den Bedarf Kiews an Rüstungsgütern auch nur einigermaßen zu decken. Sollten die Produktionskapazitäten Chinas Russland zugutekommen, wäre das Ungleichgewicht immens.

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