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Portrait Hisbollah-Chef : Er war der mächtigste Mann des Libanon: Hassan Nasrallah ist tot

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Geboren in Beirut, geprägt im Südirak, Mitgründer der Hisbollah und jahrelang ihr Anführer. Hassan Nasrallah genoss Kultstatus, seit Israel 2000 aus dem Libanon abziehen musste.

Er galt als mächtigster Mann des Libanon, als Herr über Krieg und Frieden: Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah führte die Organisation rund drei Jahrzehnte lang an. Nun ist klar, dass er unter den Opfern des isrealischen Luftschlags von Freitagabend ist.

Zuerst hatte Israels Militär erklärt, Nasrallah und weitere hohe Kommendeure bei dem massiven Angriff auf das Hisbollah-Hauptquartier und weitere Gebäude in Beirut getötet zu habe. Samstagmittag bestätigte dann auch die Hisbollah Nasrallahs Tod.

Hassan Nasrallah: Ein Leben im Verborgenen

Der Aufenthaltsort des Hisbollah-Anführers war für Beobachter jahrelang ein Mysterium. Seit dem Krieg zwischen der Hisbollah und Israel 2006 zeigte er sich nur höcht selten in der Öffentlichkeit. Journalisten, die ihn trafen, berichteten, sie seien dazu in abgedunkelten Wagen an unidentifizierbare Orte gebracht worden. Nasrallahs Reden wurden aufgezeichnet und von einem unbekannten, anonymisierten Ort aus gesendet.

Das Versteckspiel hindere ihn jedoch nicht, die Stimmung im Volk zu kennen, sagte Nasrallah 2014 der Hisbollah-freundlichen libanesischen Zeitung “Al Akhbar”: “Der Sinn von Sicherheitsmaßnahmen ist es, meinen Aufenthaltsort geheim zu halten, aber das hält mich nicht davon ab, herumzukommen und zu sehen, was vor sich geht.” Er lebe nicht in einem Bunker, fügte Nasrallah hinzu, sondern wechsele lediglich seine Schlafplätze.

Stimmung in Beirut nach Nasrallah-Tod

Als Gründungsmitglied der seit 1982 bestehenden Hisbollah und seit seiner Wahl zum Generalsekretär 1992 als deren Anführer genoss der 64-Jährige unter seinen Anhängerinnen und Anhängern Kultstatus. Diesen erreichte er unter anderem mit dem Abzug der israelischen Truppen aus dem Südlibanon im Jahr 2000. Die Armee gab die Besatzung des Grenzstreifens nach 22 Jahren auf, nicht zuletzt weil die Hisbollah ihre Stellungen unaufhörlich beschossen hatte.

Wenig Sympathie für Nasrallahs Unterstützung von Assad

Auch der 2006 von der UNO vermittelte Waffenstillstand im Krieg zwischen Israel und der Hisbollah machte Nasrallah in der arabischen Welt populär. Die Bekanntgabe der Entsendung von Kämpfern zur Unterstützung des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad ins Nachbarland 2013 stieß allerdings auf weniger Begeisterung.

PAID Libanon Beirut Eindrücke 20.08

Unter Nasrallahs Führung verwandelte sich die Hisbollah von einer Guerilla-Truppe in die wichtigste politische Kraft im Libanon, die auch im Parlament und in der Regierung vertreten ist. Eigenen Angaben zufolge hat die schiitische, mit dem Iran verbündete Miliz 100.000 Mitglieder. Zudem verfügt die Hisbollah über ein riesiges Waffenarsenal.

Säkulare Libanesen kritisierten Nasrallah

Bei vielen Schiiten in ihren Hochburgen im Libanon ist die Miliz beliebt, weil sie Bedürftige unterstützt sowie Gesundheit und Bildung finanziert. Viele säkulare Libanesinnen und Libanesen kritisieren die Hisbollah dagegen.

Nasrallah wurde am 31. August 1960 im armen nördlichen Beiruter Vorort Burdsch Hammud geboren und wuchs als eines von neun Kindern auf. Sein Vater war Lebenmittelhändler in einem Dorf im Südlibanon. Als Jugendlicher studierte Nasrallah Theologie im für Schiiten heiligen südirakischen Nadschaf, während der Schiitenverfolgung unter dem irakischen Machthaber Saddam Hussein verließ er das Land wieder.Hisbollah-Anführer Nasrallah, hier im Video bei einer Rede im November 2023

Hassan Nasrallah war Mitgründer der Hisbollah

Zurück im Libanon, trat Nasrallah zunächst der schiitischen Amal-Bewegung bei. 1982, als israelische Truppen in den Libanon einmarschierten, gründete er zusammen mit anderen die Hisbollah (Partei Gottes), die bereits damals vom Iran unterstützt wurde. 1992 übernahm Nasrallah mit 32 Jahren die Führung der Miliz, nachdem deren bisheriger Chef Abbas al-Mussawi vom Erzfeind Israel getötet worden war.

Bei seinen seltenen Auftritten zeigte sich der Geistliche stets in traditionellen Roben und mit dem schwarzen Turban, der ihn als “Sadschid” auswies, als einen direkten Nachfahren des Propheten Mohammed. Nasrallah war verheiratet und Vater von fünf Kindern. Sein ältester Sohn Hadi starb 1997 im Kampf.

Dieser Artikel wurde mehrfach aktualisiert.

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