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US-Präsidentschaftswahl: Donald Trump vs. Ron DeSantis: Wie die Republikaner fröhlich ihre Wahlchancen schrumpfen

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Laut Umfragen ist Donald Trump bei den Republikanern wieder der haushohe Favorit für die anstehende Präsidentschaftskandidatur. Die Ironie: Sein Kontrahent Ron DeSantis ist landesweit genauso beliebt, schleppt aber nicht soviel Ballast mit sich herum. 

Ziemlich genau anderthalb Jahre vor der nächsten US-Präsidentschaftswahl sind die konservativen Republikaner dabei, sich in eine Sackgasse zu bugsieren. Ein Hinweis dafür war jetzt in der Hauptstadt Washington zu beobachten, wo Floridas Gouverneur und Hoffnungsträger Ron DeSantis zu einem Empfang geladen hatte. Neun Abgeordnete standen ihm dabei höflich zur Seite – allerdings nur auf dieser Veranstaltung. Denn gerade einmal drei von ihnen bekennen sich bislang offen zu DeSantis, die anderen überlegen noch oder liebäugeln damit, vielleicht doch eher Donald Trump als Präsidentschaftskandidaten zu unterstützen.

Anders als Trump ist DeSantis erfolgreich

Für den ambitionierten Regierungschef aus Florida ist die Zurückhaltung seiner Parteifreunde unerfreulich. Der Termin mit den Kollegen aus dem US-Kongress war eigentlich als Aufwärmübung für seinen langerwarteten Einstieg ins Rennen um die Präsidentschaft gedacht. Bei vielen Republikanern gilt DeSantis als natürlicher Kandidat für das Weiße Haus. Politisch steht er wie Donald Trump zwar weit rechts, aber anders als der Ex-Präsident verfügt er über politisches Geschick, und mehr noch, kann Wahlerfolge vorweisen. Bei der letzten Stimmabgabe Anfang November wurde er mit einem Erdrutschsieg als Gouverneur von Florida bestätigt.

PAID DeSantis und sein geheimer Wahlkampf 6.45

Das bleibt auch außerhalb des Sonnenscheinstaats nicht unbemerkt. “Make America Florida” lautet DeSantis Wahlslogan in Anlehnung an Trumps berühmten Schlachtruf “Make America Great Again”. Sein gleichnamiger Merchandise-Shop mit T-Shirts, Kappen und Sticker läuft wie geschmiert, und auch die Umfragen sprechen für ihn. Allerdings nicht alle, was wiederum seine Chance auf eine Nominierung konterkarieren könnte. Ironischerweise scheint der 44-Jährige bundesweit bessere Chancen zu haben, als in seiner eigenen Partei.

Haben sich die Republikaner festgelegt?

DeSantis Problem ist die amerikanische Basisdemokratie: Denn in den Vereinigten Staaten küren keine Parteitage oder -vorstände die jeweiligen Kandidaten, sondern allein die Parteimitglieder. Bundesstaat für Bundessstaat stimmen sie bei den Vorwahlen über ihre Favoriten ab. Diese “Primarys” ziehen sich über Monate hin und wenig überraschend haben Rampensäue, Volkstribune und Populisten oft gute Chancen bei diesem Dauerwahlkampf. Leute wie Donald Trump. Und obwohl die Vorwahlen erst im Februar starten, wirkt es beinahe so, als hätten sich die Republikaner schon jetzt auf ihn als nächsten Präsidentschaftskandidaten festgelegt.

PAID IV Trump-DeSantis-Vergleich 17.00

Seit zwei Wochen zeigt Trumps innerparteiliche Zustimmungskurve wieder nach oben: Im Umfragenschnitt unterstützen ihn aktuell 52 Prozent der Konservativen, Ende März waren es noch zehn Prozentpunkte weniger. Und sein Erfolg geht offenbar zu Lasten von DeSantis: Gerade einmal 23,6 Prozent bevorzugen derzeit den Gouverneur aus Florida als Kandidaten, Anfang Februar war es noch rund ein Drittel. Die stark nach rechts gerutschten Republikaner sind offenbar zu klein für Trump und DeSantis.

Der Rest des Bewerberfeldes, darunter Ex-Gouverneurin Nikki Haley und Ex-Vizepräsident Mike Pence, liegen abgeschlagen im einstelligen Prozentbereich. Der interne Vorentscheid wird auf wohl auf einen Zweikampf hinauslaufen, mit deutlichem Vorteil für das ehemalige Staatsoberhaupt. Dabei wäre DeSantis vermutlich die bessere Wahl, zumindest die mit den besseren Aussichten auf Erfolg. Laut aktuellen Umfragen liegen beide bereits landesweit gleichauf– zumindest dann, wenn der Gegner Joe Biden heißen würde, wonach es derzeit aussieht.

Sollte es in 18 Monaten wieder zum Duell Biden vs. Trump kommen, würde der Vorgängerpräsident mit 1,7 Prozentpunkten nur leicht vor dem Amtsinhaber liegen. Den gleichen, dünnen Vorsprung hätte auch Ron DeSantis gegenüber Biden. Deutlicher wäre ihr Plus, wenn die Gegnerin Kamala Harris hieße, die glücklose US-Vizepräsidentin. Doch ein Unterschied von nicht einmal zwei Prozentpunkten liegt innerhalb der Fehlertoleranz von Umfragen, weshalb diese Zahlen noch nicht sehr viel aussagen. Außer eben, dass der Gouverneur außerhalb seiner Partei sich offenbar auf Augenhöhe mit dem Dauerwahlkämpfer Trump befindet.

Donald Trump Anklage Wichtigste Personen, 20.20

Andere Faktoren aber deuten darauf hin, dass DeSantis die bessere Wahl für die Republikaner sein könnte. Da wäre etwa sein Alter. Im Vergleich zu Joe Biden, der kurz nach der Wahl seinen 82. Geburtstag feiern wird, und den dann 78-jährigen Donald Trump wirkt der 44-jährige DeSantis beinahe wie ein Jugendlicher. Zudem steigt langsam aber stetig sein Ansehen bei der nicht kleinen Wählergruppe der Unabhängigen, also den überparteilichen Amerikanern. Darüber hinaus ist noch nicht absehbar, in welche Richtung sich die Klagen und Ermittlungen gegen Donald Trump entwickeln werden und welche Konsequenzen das haben wird. Sicher ist bislang nur: Seit Donald Trump vor acht Jahren die politische Bühne betreten hat, gehört er beständig zu den auffälligsten wie unbeliebtesten US-Spitzenpolitikern. Daran hat sich nichts geändert.

Quellen: DPA, AFP, “Politico“, “Washington Examiner“, FiveThirtyEight, “Washington Post“, YouGov America, NBC, RealClearPolitics

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