Seit Januar dürfen schwimmende Solarkraftwerke nur noch unter bestimmten Bedingungen installiert werden. Der Solarwirtschaft sind die Regelungen zu restriktiv. Sie fordert deren Abschaffung. Das Bundeswirtschaftsministerium stellt eine Nachjustierung in Aussicht.
Die Solarwirtschaft dringt auf Erleichterungen für die Installation schwimmender Photovoltaik-Anlagen. Die seit Jahresbeginn geltenden Flächenbegrenzungen für die sogenannten Floating-PV-Anlagen seien unverhältnismäßig restriktiv, sagte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW), Carsten Körnig, der Deutschen Presse-Agentur. Die Nutzung dieser neuen Anlagenkategorie werde durch die Novelle des Wasserhaushaltsgesetzes stark behindert. Seit Januar dürfen solche Anlagen nicht mehr als 15 Prozent der Gewässerfläche bedecken und müssen mindestens 40 Meter vom Ufer entfernt sein. Körnig sprach sich für eine Streichung der Neuregelung aus.
Nach Ansicht des BSW werden mögliche Umweltauswirkungen geplanter Anlagen bereits im kommunalen Genehmigungsprozesses hinreichend betrachtet. Genehmigungen würden mit den aus naturschutz- oder wasserhaushaltsrechtlicher Sicht erforderlichen Auflagen versehen. Der BSW verwies auf eine Studie eines Mitgliedsunternehmens, wonach das theoretische technische Potenzial in Deutschland bei 20 bis 25 Gigawatt Erzeugungskapazität liegt. “Die Novelle senkt das Potenzial auf rund ein Gigawatt.”
Die Ausbauziele der Bundesregierung erforderten bereits ab 2025 einen jährlichen PV-Ausbau von 22 Gigawatt. “Hierzu sollte unseres Erachtens auch die Floating-PV ihren Beitrag leisten dürfen, solange weder Naturschutz noch andere Nutzungsformen des Gewässers dadurch nennenswert beeinträchtigt werden”, so Körnig weiter.
Laut der nordrhein-westfälischen Landesgesellschaft Energy4Climate wird Floating-PV in Deutschland bisher ausschließlich auf künstlichen oder erheblich veränderten Gewässern wie etwa Baggerseen installiert. Eine Broschüre listet Stand April 2022 bundesweit acht Anlagen auf. Die größte mit einer Leistung von 3 Megawatt befindet sich demnach im westfälischen Haltern. Die größten Anlagen weltweit befänden sich in Asien. “Aber auch in Europa, etwa in den Niederlanden, werden zunehmend große Parks errichtet”, heißt es in dem Heft.
Eine Studie des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) sieht in den rund 500 Tagebauseen des Braunkohletagebaus ein großes Potenzial für Floating-PV. Dies sieht die Landesregierung NRW ähnlich: “Für den Ausbau der Solarenergie bieten schwimmende Photovoltaikanlagen besonders bei uns in Nordrhein-Westfalen mit vielen Abgrabungs-, Gewinnungs- und Tagebauseen erhebliches Potenzial”, sagte Wirtschafts- und Energieministerin Mona Neubaur (Grüne) auf dpa-Anfrage. “Dieses wollen wir zügig erschließen.”
Das Bundeswirtschaftsministerium will im Mai eine neue Photovoltaik-Strategie vorstellen. Ein Entwurf steht seit mehreren Wochen zur Diskussion. Zum Thema Floating-PV heißt es darin, dass die neuen hohen Anforderungen dazu führten, dass Floating PV-Projekte nicht entwickelt werden könnten. “Hier ist maßvolles Nachjustieren der Anforderungen aus dem Wasserhaushaltsgesetz auch in Deutschland notwendig”, heißt es weiter.
Am Donnerstag will der Betreiber der Anlage in Haltern, das Rohstoffunternehmen Quarzwerke, über seine Erfahrungen mit der sogenannten Floating-PV-Anlage (von englisch to float = schwimmen) nach knapp einem Jahr Betrieb berichten.