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Tipps von der Paartherapeutin: Getrennte Betten in der Partnerschaft: Der Anfang vom Ende oder eine Wohltat für die Beziehung?

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Sind getrennte Betten für Partnerschaften ein fataler Schritt? Oder vielleicht sogar sinnvoll und beflügelnd für die Beziehung? Paar- und Familienberaterin Ruth Marquardt klärt auf

Dieser Artikel erschien zuerst bei RTL.de

Die Nähe des Partners spüren und nach einem anstrengenden Tag endlich mal richtig runterkommen: Für kuschelige Stunden zu zweit eignet sich wohl kaum ein Ort besser als das gemütliche (Doppel-)Bett. Doch kurz vorm Schlafengehen geht es los: Es ist plötzlich viel zu warm, die Bettdecke, die man sich teilt, wird vom anderen beschlagnahmt und das Schnarchen des Partners bringt einen langsam aber sicher um den Verstand. In solch einer Situation wünscht man sich sehnlichst getrennte Betten her. Ein fataler Schritt? Oder vielleicht sogar sinnvoll und beflügelnd für die Beziehung? Wir haben Paar- und Familienberaterin Ruth Marquardt gefragt.

Befindet man sich in einer liebevollen Partnerschaft, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass man zusammenlebt und im Schlafzimmer ein einziges Bett steht. Denn dieses wird nun mal geteilt – basta! Getrennte Betten zu haben? Das ist doch gesellschaftlich total verpönt, da steckt doch bestimmt eine Beziehungskrise hinter – oder? “Hier greifen oft negative Glaubenssätze”, erklärt Ruth Marquardt im RTL-Interview.

“Wenn wir überlegen, woher das Ehebett stammt – nämlich aus Zeiten, in denen die Frau ab der Hochzeitsnacht beim Mann schlief, ihm sozusagen sexuell zur Verfügung zu stehen hatte – ist es aus meiner Sicht längst überfällig, das Ehebett noch einmal zeitgemäß zu beleuchten”, sagt die Paarberaterin.

Ob es getrennte Betten gibt oder nicht, das hänge vom jeweiligen Paar ab und sei ganz individuell. Aber: “Viele Frauen, mit denen ich spreche, wünschen sich getrennte Betten, haben aber Angst, ihren Partner zu enttäuschen. Sie haben Angst vor Streit oder halten es oft einfach aus, um so zu beweisen, wie groß die Liebe ist.”

Das Problem: “All diese Überlegungen – aus falscher Rücksichtnahme – führen kurz oder lang zu Frust und Wut”, so Marquardt.

Dann ist es nicht nur mit dem ruhigen Schlaf vorbei – sondern auch mit der entspannten Beziehung.

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Wie spreche ich an, dass ich gern in getrennten Betten schlafen würde?

Zu Beginn sei es immer wichtig, das Thema in Ruhe und mit viel Zeit anzusprechen. “Machen Sie Ihrem Partner deutlich, dass das eigene Bett eine Entscheidung aus Selbstfürsorge ist – und keine Entscheidung gegen ihn.” Es könne jedoch gut sein, dass beim Partner ein Gefühl des Ungeliebtseins zurückbleibt, auch wenn die Gründe für ein getrenntes Bett – Schichtarbeit, anderer Biorhythmus, Schnarchen und Co. – durchaus Sinn machen.

Die Tipps der Paarberaterin lauten:

Machen Sie Ihrem Partner klar, dass Sie ihn lieben.Sprechen Sie über alles, was Sie beschäftigt.Schlagen Sie eine Probezeit vor und schauen Sie, wie sich das getrennte Bett für beide Parteien anfühlt.

Es ist völlig in Ordnung, auf sich selbst zu achten. Marquardt sagt: “Wer neben seinem Partner nicht ruhig schlafen kann, wird üblicherweise Stress empfinden, wenig ausgeruht sein. Das hat auf lange Sicht immer auch gesundheitliche Folgen. Schlaf ist unsere Zeit zur Regeneration. Ein Partner, der Sie liebt, wird wollen, dass es Ihnen gut geht und ihm auch.”

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Was viele Paare in der Beziehung als echte Vorteile empfinden

Der Entschluss steht also fest: Getrennte Betten sind einfach sinnvoller. Hat man sich damit nun selbst den Dolchstoß für ein mögliches Beziehungsende verpasst? “Dem Bett selbst ist es egal, wer wann in ihm schläft. Wir Menschen geben den Dingen die Bedeutung. Das Ehebett darf entmystifiziert werden”, erklärt Marquardt.

Die Vorteile des eigenen Bettes:

Ich habe meinen eigenen Rückzugsraum, wo ich nach einem anstrengenden Tag besonders gut zur Ruhe kommen kann.Ich genieße die Zeit mit mir und kann mich frei bewegen.Ich kann mich in mir und mit mir sicher fühlen.Denn weder ein anderer Atem noch andere Geräusche halten mich wach.Die räumliche Distanz der getrennten Betten können dafür sorgen, dass wieder eine neue Lust entfacht wird.

Getrennte Betten können die Qualität der Partnerschaft durchaus verbessern. Die Familienberaterin erzählt: “Viele Paare haben die Erfahrung gemacht, wie schön es sein kann, endlich wieder Raum und Zeit für sich zu haben. Privatsphäre, störungsfreien Schlaf, kein sexueller Erfolgsdruck – all das darf selbstverständlich sein.”

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