Ein Umbruch für Netflix-Kunden in Deutschland rückt immer näher. Wer sich sein Konto teilt, wird schon bald nicht mehr um eine Zusatzgebühr herumkommen. Für Netflix ist es eine dringend benötigte Stellschraube, um Wachstum zu erzielen.
Schon länger kämpft Netflix mit der bislang wichtigsten Währung für den Streaming-Dienst: Das Wachstum stagniert. Waren stetig steigende Abo-Zahlen jahrelang die Norm, ist die Quelle unendlicher Neukunden für Netflix schon länger versiegt. Doch genau das war der Grund, weshalb es auch an der Börse stets verlässlich nur in eine Richtung ging. Jetzt, wo Netflix die ausbleibenden Neuabschlüsse finanziell von allen Seiten zu spüren bekommt, sucht das Unternehmen nach Auswegen – und tritt die Flucht nach vorn an.
Zusatzgebühr für geteilte Netflix-Konten bis Ende Juni erwartet
Nachdem man den Kunden jahrelang verklickert hatte, dass es kein Problem sei, das Passwort eines Accounts kostenfrei mit Freunden und Familie zu teilen, zog man testweise in einigen Ländern die Notbremse. In Europa machte das Unternehmen mit Spanien und Portugal den Anfang (Account-Sharing in ersten europäischen Ländern unterbunden). Seit Februar werden dort vier bis sechs Euro zusätzlich fällig, wenn man das Konto mit einer Person teilt, die nicht am Hauptstandort des Kontoinhabers wohnt. Maximal zwei Personen sind im teuersten Tarif möglich, zur Kontrolle gibt es unterschiedliche Maßnahmen.
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Zum Leidwesen derer, die noch auf die Einführung der neuen, sehr unbequemen Regeln warten, meldet das Unternehmen in der jüngsten Mitteilung an Investoren: “Im ersten Quartal haben wir in vier Ländern bezahltes Sharing eingeführt und sind mit den Ergebnissen zufrieden. Wir planen eine breite Einführung, auch in den USA, im zweiten Quartal.”
Mit “breiter Einführung” ist wohl auch Deutschland gemeint. Hierzulande ist mit monatlichen Mehrkosten von sechs Euro pro externer Person zu rechnen, wenn sich Netflix an den Preisen in Spanien orientiert. Hinzu kommen diverse Einschränkungen in Sachen Funktionalität, die das “Huckepack”-Abo unattraktiver machen, als es zuvor war. Gemeint ist beispielsweise eine recht strikte Beschränkung auf nur ein einziges Gerät, auf dem Inhalte gleichzeitig konsumiert werden können.
Werbe-Abo gestärkt, aber noch immer mit Nachteilen
Was Netflix damit bezwecken will, ist klar: Entweder Mehreinnahmen oder eben Neukunden, die sich bislang bei anderen Abonnenten versteckt haben. Um die anzulocken, stärkt Netflix schon jetzt das günstigste Abo, welches mit der Ausstrahlung von Werbespots verbunden ist.
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So will das Unternehmen die Videoqualität merklich erhöhen und die Erstellung von zwei Profilen zulassen. Das soll offenbar viele, die sich fest vorgenommen haben, Netflix bei Einführung der neuen Regeln zu verlassen, zum Bleiben bewegen. Allerdings ist besonders das Werbe-Abo mit weiteren Nachteilen belastet, die umso schwerer zu akzeptieren sind, wenn man von einem der Premium-Tarife kommt (So nervig ist der neue Tarif wirklich). Auflösung und Anzahl gleichzeitiger Streams sind nämlich eigentlich das geringste Problem, schwerwiegender ist etwa die fehlende Downloadfunktion.
Netflix kündigt in der Mitteilung an die Investoren an, dass man fest damit rechne, dass die Abo-Zahlen nach Einführung der neuen Regeln zunächst etwas zurückgehen werden. Das habe man in den Versuchsmärkten bereits feststellen können. Gleichzeitig beruhigt das Unternehmen, dass es nach einer ersten Kündigungswelle bisher viele Rückkehrer gegeben habe, die sich früher oder später wieder ein Konto eingerichtet hätten. Als Beispiel dient besonders Kanada, da sich Netflix von den dortigen Ergebnissen eine Vorschau auf die Auswirkungen in den USA verspricht. Inzwischen habe man dort mehr zahlende Kunden als vor Einführung der Sperren und das Umsatzwachstum liege über dem Kernmarkt in den Staaten.
Kein DVD-Versand mehr
Auf einige Millionen wird Netflix so oder so bald verzichten. Denn nach 25 Jahren will Netflix am 29. September 2023 die letzte DVD über DVD.com verschicken. Obwohl das Geschäft in den vergangenen Jahren kaum noch eine Rolle spielte, erzielte Netflix mit dem einstigen Kerngeschäft bis zuletzt noch immer nennenswerte Umsätze. Im vergangenen Jahr immerhin 145,7 Millionen US-Dollar. Doch Netflix schreibt, dass das Geschäft absehbar zusammenschrumpfen werde und es sich daher nicht länger lohne.
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