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VW, BMW, Mercedes und Co.: Deutsche Autohersteller verlieren in China an Boden: “Das Verwundbarkeitsrisiko steigt erheblich”

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Die deutschen Autohersteller haben in China große Konkurrenzprobleme. Eine aktuelle Studie warnt: “Das Verwundbarkeitsrisiko steigt erheblich.” Deshalb gehen VW, BMW, Mercedes und Co. dieser Tage auf der Automesse in Shanghai in die Offensive.

Im Jahr 2022 wurden in China über 23,5 Millionen Pkws neu zugelassen, etwa jedes vierte Auto fährt bereits elektrisch. Die Absatz- und Gewinnchancen auf dem weltweit größten Automobilmarkt sind damit groß. Laut Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach erreicht die Marktbedeutung von China für die deutschen Automobilhersteller derzeit sogar ein Rekordhoch.

Allerdings nimmt zugleich die Konkurrenz zu. Einheimische Hersteller dominieren den E-Auto-Markt und setzen die deutschen Autobauer zunehmend unter Druck. Nicht nur Größen wie BYD, SAIC, Geely und auch Tesla preschen hier vor, sondern auch Newcomer wie Nio oder Xpeng.Chinas Elektroauto-Markt 11.36

Chinesische Autohersteller erfolgreicher als deutsche

Bei der Elektromobilität wird BYD eine große Bedeutung zugesprochen. Der chinesische Hersteller zähle zu den innovationsstärksten Akteuren, heißt es in einer aktuellen Studie des CAM. BYD konnte seine Fahrzeugverkäufe im vergangenen Jahr um 150 Prozent steigern und rückte damit hinter Volkswagen auf Platz 2 der stärksten Autohersteller in China. Zuletzt erhöhte BYD seine Verkäufe noch um 90 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Bei Elektrofahrzeugen ist BYD mit einem Marktanteil von 18 Prozent sogar Marktführer. Darauf folgt mit SAIC ein weiteres chinesisches Unternehmen mit 11,9 Prozent und auf Platz 3 befindet sich der US-Elektroautobauer Tesla mit 8,7 Prozent. VW erreicht hier gerade einmal einen Marktanteil von 3,1 Prozent. Allgemein spielten bei Vernetzung und autonomen Fahren chinesische Unternehmen eine Hauptrolle, so die Studie, wohingegen deutsche Autohersteller rote Zahlen schreiben.

Gemessen am Fahrzeugabsatz in China seien deutsche Autohersteller stark abhängig von der Volksrepublik. “Aufgrund der zunehmenden geopolitischen Spannungen und der hohen Wettbewerbsintensität von chinesischen Unternehmen steigt damit das Verwundbarkeitsrisiko erheblich”, resümiert Bratzel. Im Hinblick auf die von Tesla losgetretenen Preisreduzierungen prognostiziert die Studie darüber hinaus eine Zunahme des Kostendrucks im Bereich Elektromobilität. Auch Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer sagte der Deutschen Presse-Agentur: “Wer die Kunden nicht verlieren will, muss bei Elektroautos deutliche Preis- und damit Margenzugeständnisse machen.”

VW, BMW, Mercedes und Co. präsentieren neue Modelle

Um nicht weiter in China an Boden zu verlieren und der Konkurrenz entgegenzuwirken, gilt es für die großen deutschen Autohersteller deshalb nun, mit ihren Elektroautos zu überzeugen. Darum haben sie vor dem Start der wichtigen Automesse in Shanghai an diesem Dienstag (18. April) neue Modelle präsentiert. VW stellte am Montag, am Vorabend der Messe, erstmals die vollelektrische Limousine ID.7 vor. Die Elektrifizierungs-Strategie für den chinesischen Markt werde “mit Hochdruck vorangetrieben”, teilte Volkswagen zum Messeauftakt mit. VW werde seine Entscheidungs- und Entwicklungsprozesse in China beschleunigen, sagte Konzernchef Oliver Blume. Der ID.7 soll ab Herbst 2023 in Europa und China starten, Pendants des Stromers sollen in der Volksrepublik produziert werden. 

Porsche, eine Marke des Volkswagen-Konzerns, präsentierte eine überabeitete Version des Cayenne – zwar nicht als reines Elektroauto aber als Plug-In-Hybrid. “Es ist eine der umfangreichsten Produktaufwertungen in der Geschichte von Porsche”, verkündete Michael Schätzle, Leiter der Baureihe Cayenne, in einer Pressemitteilung.

Auch Mercedes nahm die Automesse in Shanghai zum Anlass für eine Weltpremiere: seine Luxus-Marke Maybach präsentierte mit dem EQS SUV ihr erstes vollelektrisches Modell. Der deutsche Konkurrent BMW hat auf der Messe ebenfalls drei neue Elektro-Modelle, darunter das neue, vollelektrische Topmodell BMW i7 M70 xDrive und den BMW iX1, vorgestellt. Letzterer wurde nur für den chinesischen Markt produziert. “BMW steht für Innovation, für Spitzenprodukte und einen breiten Technologieansatz. Damit bedienen wir die individuellen Wünsche unserer Kunden, ganz besonders hier in China”, so Oliver Zipse, Vorsitzender des Vorstands der BMW AG. Mercedes-Maybach EQS 680 SUV Fotostrecke 17.50

Quellen: CAM-StudieVWBMW, Porsche, mit Material der dpa

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