Der Sicherheitsexperte Christian Mölling sieht die Ukraine unter großem Druck, bald eine Offensive zu beginnen, um militärische Erfolge zu erzielen.
Mölling Episode 116
Der Sicherheitsexperte Christian Mölling sieht die Ukraine unter großem Druck, bald eine Offensive zu beginnen, um militärische Erfolge zu erzielen. Mölling sagte am Dienstag im stern-Podcast “Ukraine – die Lage”: “Ich denke, wir haben es mit der Ruhe vor dem Sturm zu tun.” Er verwies darauf, dass die westlichen Kampfpanzer schwerer seien als die russischen und daher noch stärker im Matsch einsinken würden. Daher sei die Möglichkeit, die neu eingetroffenen Waffen effektiv einzusetzen, etwas reduziert. “Wir haben immer noch die Banalität des Wetters”, sagte der Forschungsdirektor der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik. Zudem würden die Munitionsvorräte möglicherweise noch nicht ausreichen. Aber: “Die Notwendigkeit eines militärischen Erfolges und damit auch politischer Verhandlungsmasse ist auf der ukrainischen Seite einfach enorm groß”. Hinzu komme, dass der Wille da sei, diese Erfolge zu erreichen. “Die Frage ist jetzt, wann geht es los. Und mit wieviel Atem, mit wieviel Durchhaltefähigkeit wird das vorgetragen”, sagte Mölling. “Ich glaube, dass es sowohl politisch kommen muss, als auch, dass es militärisch kommen wird.”PAID Schlacht um Bachmut 14.15
Lula kein “ehrlicher Makler”
Mölling erwartet nicht, dass die Ukraine im weiteren Verlauf des Konflikts den brasilianischen Präsidenten Lula als Vermittler akzeptiert. “Man kann nicht davon ausgehen, dass er so etwas wie ein ehrlicher Makler ist”, sagte Mölling. Er hielt ihm insbesondere vor zu ignorieren, wer wen überfallen habe. “Wer hat angefangen? Das ist ja schon eine entscheidende Frage”, argumentierte Mölling.
Mit Sorge betrachtete er, dass es insbesondere in Lateinamerika und in Afrika zahlreiche Staaten gibt, die sich entweder nicht festlegen oder eher Russland zuneigten. Russland und China bemühten sich seit Jahren um Einfluss auf Länder, die nicht auf der Seite des Westens stehen. Es sei nicht klar, welche Sicht letztlich mehr Erfolg haben werde. Dies liege auch an “einer sehr eurozentristischen Sicht darauf, was richtig und was falsch ist”. Man dürfe aber nicht davon ausgehen, dass andere automatisch die Perspektive des Westens einnehmen: “Das ist in der Tat nicht so.” Dies liege auch an den “Abhängigkeiten in alle Richtungen”.
Bachmut: Der unendliche Kampf um die 75.000-Einwohner-Stadt 19.00
Globale Aufgaben
Die Konfrontation zwischen Demokratien und Autokratien hat nach Einschätzung des Politologen auch Auswirkungen auf große Aufgaben, die nur global gelöst werden könnten. “Stichwort Klimawandel und Schutz der Meere.” Mölling machte deutlich, dass es für einen effektiven Klimaschutz nicht ausreiche, “nebeneinander her zu leben”.